Zwei Tage vor Beginn des Symposiums Anfang Juni reisten Hedi Bylicki und ich in Boston an und so blieb uns ein wenig Zeit uns zu akklimatisieren und das Jetlag zu überwinden. Wir verbrachten einen schönen Tag in der gemütlichen und lebendigen City von Boston bei wunderbarem Wetter.
Foto: IASWG Massachusetts ChapterAm nächsten Tage dann wollten wir morgens zeitig zum Veranstaltungsort fahren. Nach meinen schlechten Erfahrungen bezüglich der Ankunft vom vergangenen Jahr, wollte ich dieses Jahr den Risikofaktor nicht zeitig anzukommen verkleinern. Daher entschlossen wir uns auf die Benutzung von Bus und U-Bahn zu verzichten zugunsten eines Taxis, das wir uns frühzeitig bestellten. Nur kam dieses einfach nicht an und ich wurde, nachdem auch das zweite bestellte Taxi mit großer Verspätung ankam zunehmend unruhiger. So starteten wir dann mit nahezu einer Stunde Verzögerung mit einem relativ unfreundlichen Taxifahrer, der zu allem Unglück, die Adresse zu der wir wollten nicht auf seinem Navigationsgerät finden konnte. Als wir im Zielgebiet ankamen und er mittlerweile etwas gereizt mit uns ziellos durch die Gegend fuhr, entschloß er sich einen Polizeiwagen nach dem Weg zu fragen. Dieser hatte schnell klar, wo wir hin mussten, schaltete kurzerhand sein Blaulicht ein und eskortierte uns zu unserer Adresse. Das war schon eine echt besondere Form, der Ankunft. Ich war sehr erleichtert, daß ich es noch so gerade zur Vorstandssitzung geschafft hatte und Hedi konnte, wie beabsichtigt am Workshop von Alex Gitterman teilnehmen. Markant fand ich dieses Jahr, daß zwei Themen ganz oben auf der Agenda standen. Das eine ist die Förderung Einbeziehung und besondere Wertschätzung der jungen Groupworker mit dem Ziel ihnen Freude an der Mitarbeit in der Gesellschaft zu vermitteln und sie mit Ihren besonderen Fähigkeiten mit einzubeziehen, sowie ihre Interessen zu berücksichtigen. Dazu gehören insbesondere Interessen wie die Formen der Vernetzung zu erweitern um Kommunikationsmöglichkeiten im Internet in Netzwerken wie facebook etc. zu ermöglichen. Diese Möglichkeiten wurden aktiv von Ihnen aufgegriffen, mit geprägt und gestaltet.
Das zweite Thema, das in vielen Kontexten deutlich wurde, ist der Ausbau der Gesellschaft im Hinblick auf die Internationalität. Es besteht großes Interesse Chapter Neugründungen zu fördern und zu unterstützen. Aktuell gibt es in Litauen Bestrebungen ein Chapter neu zu gründen.
Drei Groupworkerinnen, die am Symposium teilnahmen, berichteten in ihrem Workshop welche Lebensbedingungen aktuell in Litauen bestehen und welche besonderen Herausforderungen daraus für das Arbeiten mit Gruppen resultieren. Viele Menschen verlassen das Land und das bedeutet für viele Kinder, daß sie ihre Eltern verlieren und von Angehörigen erzogen werden.Auch der Umgang der politisch Verantwortlichen mit und deren Erwartungen an soziale Gruppenarbeit wurden dargestellt.
Im Zuge der Internationalisierung wurde auch die Neugründung des europäischen Chapters begrüßt, wenn auch der ein oder andere sich etwas irritiert zeigte bzw. nachfragte, wieso die erkennbaren Mitglieder alle Deutsche waren.
Es gab viele interessante Workshops und davon konnte ich nur einen Bruchteil besuchen, aber hiervon mehr zu berichten würde den Rahmen sprengen.
Drei Dinge von denen ich gerne noch berichten möchte sind zum einen die LesbianGuyBisexualTranssexual Parade an der wir als Solidaritätsbekundung mit einer eigenen Gruppe teilnahmen, die Ehrung von Jürgen Kalcher und die Darstellung der Authorin Lorrie Greenhouse Gardella:
Ich war sehr gespannt, darauf wie die Bostoner mit einer solchen Veranstaltung kurz nach dem Attentat umgehen würden. Dabei war ich erleichtert und erfreut, wahrzunehmen, daß richtig viele Leute auf den Straßen waren und Kontrollen für mich nicht wahrnehmbar waren. Insgesamt hatte ich den Eindruck, daß die Bostoner offensichtlich trotz Trauer sich nicht ihre Unbeschwertheit nehmen lassen wollen und nach diesem Ereignis Wert darauf legen ihren offenen Umgangsstil zu behalten.
Am zweiten Abend fand eine Gala Veranstaltung statt auf der Jürgen Kalcher die Ehrenmitgliedschaft verliehen werden sollte.
An diesem Tag regnete es durchgehend heftig. Dies hatte zur Folge, daß die Shuttle Busse zur Gala Veranstaltung teilweise wie es hieß bis zu anderthalb Stunden unterwegs waren. Da Jürgen Kalcher, Hedi und ich uns erst noch im Gästehaus frisch machen wollten, entschlossen wir uns gemeinsam ein Taxi dorthin zu nehmen im Glauben, daß uns diesmal eine schnellere Ankunft mit dem Taxi vergönnt sei. Wenn man einmal davon absieht, daß es bei strömendem Regen nicht so leicht war überhaupt ein Taxi zu ergattern, so hatten wir doch diesbezüglich erst einmal Glück und dieses brachte uns recht zügig zu besagtem College. Leider hatte keiner von uns eine Idee zu, welchem Gebäude auf dem riesigen Collegelände wir denn nun mussten und so tapperten wir bei strömendem Regen von einer Fakultät zur nächsten und Jürgen fürchtete zunehmend zu seiner eigenen Ehrung zu spät zu kommen. Unter anderem machten wir den Versuch Hilda eine niederländische Groupworkkollegin, anzurufen in der Hoffnung den Veranstaltungsort herauszufinden. Dies hatte leider zur Folge, daß wir ihren Partner um zwei Uhr morgens in den Niederlanden erweckten, da Ihre Telefonnummer vom Festnetz und nicht wie erhofft vom Handy war.
Unsere Erleichterung und ich glaube ganz besonders die von Jürgen war riesig als wir endlich kurz vor Beginn des festlichen Abendessens doch noch ankamen.
Greg ließ es sich im Rahmen der Ehrung auch hier in Amerika nicht nehmen ein paar Worte zu Jürgen in deutsch zu sagen, was ich als eine sehr sympathische Geste empfand. Der Abend klang dann aus mit Musik Es wurde wild getanzt. Manche der jungen Groupworker legten regelrechte Akrobatiknummern aufs Parkett. Der DJ war auch Groupworker und hatte eine Jugendgruppe dazu motiviert die Musik für diesen Abend gemeinsam zu erstellen und eine CD zu gestalten, die an diesem Abend käuflich erworben werden konnte, mit dem Ziel das JugendProjekt zu unterstützen.
Abschließend möchte ich gerne noch von dem Vortrag einer Buchautorin die eine Bibliographie über Louis Lowy veröffentlicht hat berichten. Sie beschrieb Louis Lowies Geschichte. Besonders markant fand ich hierbei die Beschreibung der Zeit als Lowy im Alter von 25 Jahren der gewählte Leiter des Übergangslagers in Deggendorf war. Dabei ist mir noch mal klar geworden, daß die Holocaust Überlebenden ja auch nach dem Krieg weiter in einer unvorstellbar schwierigen Situation waren.
Der Vortrag der Authorin war für mich jedenfalls so berührend, daß ich mir gerne ihr Buch gekauft habe. Sollte sich jemand hierfür interessieren, mag ich es auch gerne verleihen. Es ist in Englisch geschrieben.
Die vielen persönlichen Begegnungen, die ich auf dem Symposium hatte, kann ich hier nicht im einzelnen Erwähnen, aber sie machten, mir die Zeit in Boston sehr lebendig und kurzweilig und die aufgeschlossene Art der Groupworker empfinde ich im Austausch als besonderen Wert.
Mit Freuden empfehle ich Euch die Teilnahme am nächsten Symposium in Calgary.
Das Motto heißt „Unity in diversity Embracing the spirit of groupwork“
(Einheit in Vielfalt den Geist des Groupwork umfassend).
Das Symposium in Calgary wird im Land der Blackfoots stattfinden, der indianischen Ursprungsgesellschaft dieser Region. Eine der Vorveranstaltungen wird eine Expedition in den Banff Nationalpark in die Rocky Mountains sein.
Weitere Informationen werden wir Euch im nächsten Newsletter und auf der Webseite veröffentlichen, wenn die Vorbereitungen fortgeschritten sind. Es hört sich auf jeden Fall spannend an. Angekündigt worden ist schon jetzt, daß die Workshops zum Teil auch in Französisch stattfinden werden.