Im Februar 2013 hat unser erster Praxisbesuch stattgefunden. Ziel war das Projekt „Gangway“ in Übach Palenberg.
Nach einer Auto- bzw. Zugfahrt mit einsetzendem Schneegestöber und Glatteis kamen wir durchfroren am Veranstaltungsort, einem gemütlich umgestalteten Ladenlokal in der Fußgängerzone, an. Hier wurden wir sehr gastfreundlich und „wohlig warm“ – im doppelten Sinne- von Frau Barbara Kramer empfangen. Bei warmen Getränken und köstlichem Fingerfood kamen wir schnell in einen intensiven Austausch.
Das in Geilenkirchen und Übach-Palenberg angesiedelte Projekt qualifiziert u.a. ehrenamtliche Kräfte mit Zuwanderungsgeschichte zu „Integrationlotsen“. Ihre Aufgabe besteht darin, eine Mittlerfunktion zwischen MigrantInnen und Einrichtungen der Aufnahmegesellschaft einzunehmen (z.B. Unterstützung bei der Suche nach Deutschkursen, Umgang mit Ämtern und Behörden, Aufsuche zu speziellen Fachdiensten, Ausfüllen von Anträgen, Konfliktlösungsstrategien entwickeln,…) Aktuell wurden 11 Frauen und Männer im Alter von 18 – 38 Jahre zwischen Januar und Dezember intensiv geschult, die nun ihre Kompetenzen einsetzen, um Menschen mit Migrationshintergrund zu erleichtern, ihren Platz in der Gesellschaft zu finden.
Die jungen Lotsen aus Russland, Rumänien, der Türkei und Marokko arbeiten im Team und werden professionell begleitet. Es besteht eine Kooperation mit Migran-tenorganisationen, den Behörden, dem Migrationsfachdienst der Diakonie, den so-zialen Fachdiensten des Kreises und anderen schulungsrelevanten Partnern.
Wer mehr zu dem wirklich beeindruckenden Projekt erfahren möchte, kann sich auf der Webseite informieren.
Neben der sehr angenehmen und wertschätzenden Atmosphäre, die unseren Austausch geprägt hat, hat mich die Haltung der Projektleiterin sehr berührt. Sie hat beschrieben, wie das Projekt gestartet ist, wie es ihr gelungen ist, die Menschen zu begeistern und einzuladen, den (Ehe-)Männern die Skepsis zu nehmen, die Brücke zwischen den verschiedenen Religionen und der Diakonie als Träger zu schlagen. Das war möglich, indem sie aufsuchende soziale Arbeit geleistet hat. Sie hat die Menschen an ihren Orten besucht und in nächsten Schritten eingeladen. Bestehende soziale und kirchliche Strukturen wurden genutzt und erweitert. Die Arbeit ist von der Basis aus entstanden. Es wurde kein starres Konzept übergestülpt, sondern es wurde zunächst einmal abgefragt wo Bedürfnisse liegen, was benötigt wird und wer bereit ist etwas dazu beizutragen.
Es wird sehr ressourcenorientiert und auf Emanzipation gerichtet gearbeitet, die Konzepte werden mit und für Menschen entwickelt mit Relevanz für das alltägliche Leben. Ich denke, das kommt uns GroupworkerInnen doch sehr bekannt vor!!
An dieser Stelle möchte ich die Idee des Vorstands nochmal unterstützen, weitere Praxisbesuche anzubieten. Herzliche Einladung an alle GW, ihre Einrichtungen vor-zustellen bzw. andere zu besuchen.
Ulrike Overs